Disclaimer: This blog post will be in German, as the book I am talking about is also in German
Für wen ist dieses Buch?
Ich habe heute das Buch “Mythos Geldknappheit” von Maurice Höfgen fertig gelesen. Vorab kann ich schon einmal sagen, dass ich das Buch allen wärmstens ans Herz lege, die
- einen tieferen Einblick in die Gewerke der MMT haben möchten,
- die MMT mit einem leichten Europa Touch verstehen möchten, oder
- für ihre progressiven Gesellschaftsentwürfe einen makroökonomischen Unterbau suchen.
Dieser Blogpost wird sich nicht inhaltlich mit der MMT auseinandersetzen, hierfür kann das Buch gelesen werden 🤓
Als Einstieg zur MMT kann das Buch zwar verwendet werden, allerdings fand ich die Metaphern und Analogien, die gewählt wurden (Stichwort Fußballtafeln) etwas behebig. Dazu mehr, wenn ich zu meinen Kritikpunkten am Buch komme. Prinzipiell kann ich aber sagen, dass ich nur struktruelle Kritik vorzuweisen habe, und ich finde, dass Höfgen hier die Thematik sehr deutlich und ausführlich so erklärt, dass man es als Ganzen annehmen kann. Sämtliche Kritiken an den Inhalten sind einem persönlichen Duktus immament und deshalb kann jeder Lesen trotzdem für sich das beste aus der Lektüre herausholen. Um beispielweise die eigenen Argument in einem Für oder Wider der MMT und den Ableitungen dieser zu stärken.
Was mir gut gefallen hat
Besonders gut hat mir der strukturelle Aufbau gefallen: Das Buch beginnt mit einem Einstieg in die “Linse” der MMT, wie man also durch ein Umstellen des Fokus der eigenen Sichtweise auf die Wirtschaft zu ganz anderen Erkenntnissen kommen kann, als es der derzeitige ökonomische Mainstream vorgibt. Insbesondere was Geld ist, wie es funktioniert und was das für einen Staat bedeutet, wird gut herausgearbeitet. Anschließend wird der Hauptteil des Buches dafür aufgebracht, die einzelnen Aspekte genauer zu erläutern. Hierbei zerlegt Höfgen Inflation, Steuern und Staatsanleihen in ihre jeweiligen Einzelteile, erklärt die Rolle der (Zentral-)banken und macht im Ende des Buches deutlich, dass progressive Gegenvorschläge möglich sind, wenn es denn nur gesellschaftlich und politisch gewollt ist.
Was mir nicht so gut gefiel
Ich habe es eingangs schon kurz angemerkt, doch meine zwei größten Kritikpunkte sind die gewählten Metaphern bzw. Analogien sowie die dargestellten Tabellen und Grafiken. Besonders den Einstieg mit der doppelten Buchhaltung zu beginnen war meines Erachtens der falsche Aufmacher. Es hat mich persönlich nicht abgeholt, und hätte ich nicht 1) bereits Lektüre über die MMT gelesen und 2) mich durchgekämpft, hätte ich hier das Buch abgebrochen. Abseits der Tabellen sind die Erklärungen jedoch schlüssig, weshalb ich Nicht-Buchhaltern empfehle, einfach darüber hinwegzulesen, wenn sie, wie ich, nichts damit anfangen können. Dazu gesellen sich Fußball- oder Sportmetaphern von Punkteanzeigetafeln, die sich mir nicht ergeben. Wenn die eine Seite punktet, wird der anderen erstmal nichts weggenommen. Verstanden. Aber abgesehen von einem Gehirnknoten ist da bei mir nicht viel hängen geblieben.
Zuletzt muss ich gestehen, dass die letzten Kapitel, wo es um progressive Gegenvorschläge mit Beispielen ging, sich für mich schon fast wie ein neues Buch angefühlt hatten. Vielleicht hätte man hier noch eine schärfere Trennung vornehmen müssen. Dennoch sind die Kapitel gut geschrieben, und gehen auf die einzelnen Aspekte aus dem theoretischen Teil des Buches gut ein. Da sich die progressiven Angebote jedoch schon fast wie eine logische (linke) Schlussfolgerung der geänderten Sichtweise darstellen, hatte ich beim Lesen oft ein Gefühl von Redundanz. Ich denke aber, dass das ein eher persönlicher Eindruck ist. Denn durch häufige Referenzen und Wiederholungen tritt sich ein Thema fest, und Höfgen hat mehrfach klargestellt, dass das zurzeit gängige Narrativ des Neoliberalismus viel zu festgetreten ist, und dass nicht jeder sofort zum gleichen Schluss kommt ist natürlich auch klar.
Zusammenfassend sei gesagt
Dieses Buch bietet den Werkzeugkasten, um einen linken Gegenvorschlag zum vorherrschenden Neoliberalismus zu kreieren. Deshalb macht Höfgen hier klar: Wenn du diese Gesellschaft verbessern möchtest, dann lass dir nicht sagen du seist ein Spinner oder Utopist! Es ist möglich, und teilweise (oder sogar großteilig) ökonomisch absolut sinnvoll. Lasst euch nicht mehr von falschen Metriken zum unendlichen BIP-Wachstum zwingen, sondern sagt klar JA zu ökologischem, wissenschaftlichen und technischem Fortschritt; JA zu sozialer Gerechtigkeit und natürlich NEIN zum Neoliberalismus. Denn das einzige was zurzeit endlos ist, ist das Leid der Menschen, die von diesem System ausgebeutet werden.